Von den aktuellen Maßnahmen bis zu den Anfängen. Werfen wir einen Blick zurück auf mehr als 40 Jahre Engagement für einen Biotopverbund.
Naturverbunden Steiermark
Die Initiative „NaturVerbunden Steiermark” wurde Anfang des Jahres 2023 ins Leben gerufen und wird auf Initiative von Umweltlandesrätin Ursula Lackner von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren entwickelt. Das gemeinsame Ziel ist, den Biotopverbund zu bewahren und wo es notwendig ist, Biotope wiederherzustellen. Im Rahmen einer Fachtagung im Juni 2023 fand eine umfangreiche Abstimmung mit verschiedenen Organisationen statt. Diese vielfältige Gruppe umfasst die Landwirtschaftskammer, Steirische Jagd, Städte- und Gemeindebund, Naturschutzbund Steiermark, Berg- und Naturwacht sowie die Naturparke Almenland, Steirische Eisenwurzen, Zirbitzkogel-Grebenzen, Sölktäler, Südsteiermark, Pöllauer Tal und Mürzer Oberland. Das übergeordnete Ziel besteht darin, verbundene Lebensräume in der Steiermark zu schaffen.
Der Wald als Trittsteinbiotop
Mit einer Waldfläche von 61 Prozent hat die Steiermark als waldreichstes Bundesland Österreichs eine enorme Bedeutung für die biologische Vielfalt. Um die Vernetzung der Wälder zu fördern, hatten Waldbesitzer und -besitzerinnen bis September 2023 die Möglichkeit, verschiedene Flächen mit besonderem Wert für die Biodiversität als Trittsteinbiotope dem Bundesforschungszentrum für Wald im Rahmen einer entgeltlichen Außernutzungsstellung zu melden. Die Trittsteinbiotope werden wissenschaftlich begleitet und untersucht. Die Ziele der Projekte „connectPlus“ und „connectforBio“ sind darauf ausgerichtet, den Erhalt von Trittsteinbiotopen sowie die Vernetzung von Waldlebensräumen zu verbessern und die biologische Vielfalt im Wald zu erhalten.
Weitere Informationen zu den Projekten unter: https://trittsteinbiotope.at/
Wasserrahmenrichtlinie der EU
Mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Wasserrahmenrichtlinie der EU wurde ein weiterer Meilenstein für den Naturschutz gesetzt. Sie betrachtet alle Gewässer in ihrer Gesamtheit als Lebensräume. Das Ziel besteht darin, eine länderübergreifende und nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser und die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer als Ökosysteme zu bewahren. Die Wasserrahmenrichtlinie strebt an, den Trend der Zerstörung von Gewässerökosystemen umzukehren, indem beispielsweise in Gewässern wieder möglichst naturnahe Strukturen wiederhergestellt werden, um das Überleben von Tieren und auch Pflanzen zu ermöglichen. Bis 2027 müssen die Gewässer einen guten ökologischen Zustand erreichen.
Naturnetzwerk Oststeiermark
Der Startschuss für das Projekt Naturnetzwerk Oststeiermark der Regionalentwicklung Oststeiermark fiel im Jahr 2021. Ziel des Projekts ist es, eine breite Begeisterung in der Bevölkerung zu wecken und Flächen mit ökologischer Nutzung in das Netzwerk einzubringen. So sollen wertvolle Naturschutzflächen miteinander verbunden werden. Dazu stehen auch naturschutzfachliche Hilfe sowie Vorzeigebeispiele zur Verfügung.
Weiterführende Informationen unter https://oststeiermark.at
Lebensraumvernetzung Österreich
Im Jahr 2015 wurde das Projekt „Lebensraumvernetzung Österreich“ mit einer bundesweiten Datensammlung gestartet. Das Ziel bestand darin, Akteurinnen und Akteure auf dem Gebiet der Lebensraumvernetzung zusammenzuführen, um einen vernetzten Lebensraum gemeinsam zu sichern. Auf der Website lebensraumvernetzung.at finden sich Geodaten sowie Informationen zu bekannten Projekten im Bereich Lebensraumvernetzung. Zusätzlich gibt es eine 2022 entstandene Karte, die die wichtigsten Lebensraumkorridore in Österreich visualisiert.
Weiterführende Informationen unter https://lebensraumvernetzung.at/
Ökoflächen im Zuge von Flurbereinigungsverfahren
Die sogenannten Ökoflächen, die im Zuge von Flurbereinigungs- und Zusammenlegungsverfahren von landwirtschaftlichen Nutzflächen nach Vorgabe der Agrarbezirksbehörde speziell als Biotopverbund entwickelt und angelegt werden, haben sich zum Vorzeigeprojekt entwickelt. Ökoflächen sind teils rechtlich gesicherte, geschützte Landschaftsteile und können einen wesentlichen Beitrag in der Aufwertung der Kulturlandschaft leisten. Im Jahr 2003 wurde diese Praktik mit dem Umweltschutzpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet, insbesondere für die Schaffung eines Biotopverbundsystems in Pölten im Bezirk Südoststeiermark. Die Bestrebungen reichen aber viel weiter zurück. Seit 1985 werden Ökoflächen als ökologische Ausgleichsflächen in der Natur etabliert. Der Ökologe der Agrarbezirksbehörde, Mag. Helmut Ulf Jost, spielt bei diesen Bemühungen eine federführende Rolle.
Natura-2000-Gebiete
Mit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 hat sich Österreich dazu verpflichtet, sogenannte Natura-2000-Gebiete festzulegen. Dieses länderübergreifende Netzwerk an Schutzgebieten wurde ins Leben gerufen, um wildlebende heimische Pflanzen- und Tierarten sowie ihre natürlichen Lebensräume zu schützen. Die rechtlichen Grundlagen dazu sind in der Vogelschutzrichtlinie sowie der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verankert. In der Steiermark gibt es bisher 61 dieser Europaschutzgebiete, acht sind zuletzt im Jahr 2021 dazugekommen.
Erste Anläufe
Die Zerstörung natürlicher Lebensräume ist einer der Hauptgründe für den Rückgang der Artenvielfalt. Bestrebungen, diesen Verlust durch Vernetzung von Biotopen zu stoppen, gibt es in der Steiermark bereits seit den frühen 80er-Jahren durch Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp. Seither wurden viele Anläufe und Ideen des Naturschutzbund Steiermark verfolgt, um ein Biotopverbundsystem zu etablieren. So kauft der Naturschutzbund seit Jahrzehnten Trittsteinbiotope, um Flächen zu sichern und zu schützen.