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Autor: aberjung-digital

Kurt Wallner

Das Naturnetzwerk Steiermark ist für steirische Städte und Gemeinden von großer Bedeutung, da es die ökologische Vielfalt fördert, Lebensräume vernetzt und die natürlichen Ressourcen schützt. Dies stärkt die Biodiversität, unterstützt den Erhalt bedrohter Arten und verbessert das ökologische Gleichgewicht. Ein intaktes Naturnetzwerk trägt zudem zur nachhaltigen Regionalentwicklung bei, indem es die Lebensqualität der Bewohner steigert, den Tourismus ankurbelt und die Anfälligkeit gegenüber Naturkatastrophen reduziert.

Christian Mairhuber

Für den Landesnaturschutz ist die Initiative „NaturVerbunden Steiermark“ von enormer Bedeutung, denn leider machen die beiden größten globalen Herausforderungen unserer Zeit – der Klimawandel und die Biodiversitätskrise – auch vor unserem Bundesland nicht Halt! Genau darum haben wir uns dazu entschieden, dem derzeitigen Negativtrend aktiv entgegen wirken zu wollen und die Situation – zumindest im eigenen Wirkungsbereich – zu verbessern. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn wir uns unter anderem alle gemeinsam nachdrücklich darum kümmern, ein landesweites Netzwerk aus miteinander verbundenen Pflanzen-, Tier- und Pilzlebensräumen zu entwickeln und dauerhaft zu erhalten, damit wir auch unseren Enkeln eine schöne, vielfältige und funktionsfähige steirische Kulturlandschaft weitergeben können.

Franz Mayr-Melnhof-Saurau

Die Vernetzung von Lebensräumen ist selbstverständliches Thema des von der Steirischen Jagd flächendeckend geleisteten Wildtiermanagements. Wir verfügen über ein lückenloses Netz an behördlich geprüften Personen mit fundiertem Wissen über regionale Lebensräume und Korridore. Der Lebensraum war seit Jahren Kernthema unserer Aufträge an die Wissenschaft. Das gilt auch für den von der Jagd initiierten Dialogprozess „Wildökologische Raumplanung“. Wir freuen uns sehr, dass unser geschulter und besorgter Blick auf die Wildlebensräume nun auch von unseren Partnern im Biotopverbund mitgetragen wird.

Erwin Dirnberger

Neben der Klimakrise verschlechtert sich auch die Biodiversität, die Signale werden aber oft nicht erkannt. Eine der Ursachen dieser Krise ist die Zerschneidung unserer Landschaften, durch die der notwendige, genetische Austausch für Tiere und Pflanzen erschwert wird. Durch die vom Land Steiermark ins Leben gerufene Initiative „NaturVerbunden – Naturnetzwerk Steiermark“ soll es gelingen, die steirischen Lebensräume wieder besser miteinander zu vernetzen und die Natur zu stabilisieren. Weil damit ein Beitrag zur Lebensqualität in unseren Gemeinden geleistet wird, ist das Projekt auch für den Gemeindebund Steiermark bedeutsam und wird daher von mir gerne unterstützt.

Franz Titschenbacher

Landwirtschaft und Naturschutz gehen erfolgreich gemeinsame Wege. Ein besonders herausragendes Projekt ist das Einsäen von Wildblumen und Kräutern entlang von Gewässern – diese Blühstreifen sind ein Eldorado für Wildinsekten, Nützlinge und Bienen. Wir sind dabei, weitere Projekte wie das Anlegen von Hecken und Blühstreifen gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern auf die Beine zu stellen.

Erklärung und Infos. Was ist ein…

Biotopverbund

Dieses Naturnetzwerk, auch Biotopver­bund genannt, dient dazu, die Mobilität von Pflanzen und Tiere zwischen isolierten oder fragmentierten Lebensräumen zu verknüpfen und einen Austausch der Arten zu ermöglichen. Dieser Austausch ist entscheidend für die genetische Vielfalt, die Anpassungsfähigkeit von Populationen aber auch für die Stabilität von Ökosystemen.

Kernlebensraum

Ein Kernlebensraum bezeichnet den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Fast jeder Kernlebensraum hat seine eigene Flora und Fauna. Gibt es zwischen diesen Lebensräumen „Überbrückungen“ spricht man von einem Biotopverbund.

Korridor

Die Vernetzung von isolierten Lebens­räumen ermöglicht den Austausch von Arten. Korridore sind Ver­bindungs­strukturen, die Kernlebens­räume miteinander verknüpfen.

Trittstein

Trittsteine ermöglichen dabei als kleine Flächen oder Überbrückungs­elemente eine Besiedelung, können aber auch Zwischenstation oder Zufluchtsort zwischen Lebensräumen sein.

Chronologie der Meilensteine und Projekte

Von den aktuellen Maßnahmen bis zu den Anfängen. Werfen wir einen Blick zurück auf mehr als 40 Jahre Engagement für einen Biotopverbund.

Naturverbunden Steiermark

Die Initiative „NaturVerbunden Steiermark” wurde Anfang des Jahres 2023 ins Leben gerufen und wird auf Initiative von Umweltlandesrätin Ursula Lackner von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren entwickelt. Das gemeinsame Ziel ist, den Biotopverbund zu bewahren und wo es notwendig ist, Biotope wiederherzustellen. Im Rahmen einer Fachtagung im Juni 2023 fand eine umfangreiche Abstimmung mit verschiedenen Organisationen statt. Diese vielfältige Gruppe umfasst die Landwirtschaftskammer, Steirische Jagd, Städte- und Gemeindebund, Naturschutzbund Steiermark, Berg- und Naturwacht sowie die Naturparke Almenland, Steirische Eisenwurzen, Zirbitzkogel-Grebenzen, Sölktäler, Südsteiermark, Pöllauer Tal und Mürzer Oberland. Das übergeordnete Ziel besteht darin, verbundene Lebensräume in der Steiermark zu schaffen.

Der Wald als Trittsteinbiotop

Mit einer Waldfläche von 61 Prozent hat die Steiermark als waldreichstes Bundesland Österreichs eine enorme Bedeutung für die biologische Vielfalt. Um die Vernetzung der Wälder zu fördern, hatten Waldbesitzer und -besitzerinnen bis September 2023 die Möglichkeit, verschiedene Flächen mit besonderem Wert für die Biodiversität als Trittsteinbiotope dem Bundesforschungszentrum für Wald im Rahmen einer entgeltlichen Außernutzungsstellung zu melden. Die Trittsteinbiotope werden wissenschaftlich begleitet und untersucht. Die Ziele der Projekte „connectPlus“ und „connectforBio“ sind darauf ausgerichtet, den Erhalt von Trittsteinbiotopen sowie die Vernetzung von Waldlebensräumen zu verbessern und die biologische Vielfalt im Wald zu erhalten.

Weitere Informationen zu den Projekten unter: https://trittsteinbiotope.at/

Wasserrahmenrichtlinie der EU

Mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Wasserrahmenrichtlinie der EU wurde ein weiterer Meilenstein für den Naturschutz gesetzt. Sie betrachtet alle Gewässer in ihrer Gesamtheit als Lebensräume. Das Ziel besteht darin, eine länderübergreifende und nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser und die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer als Ökosysteme zu bewahren. Die Wasserrahmenrichtlinie strebt an, den Trend der Zerstörung von Gewässerökosystemen umzukehren, indem beispielsweise in Gewässern wieder möglichst naturnahe Strukturen wiederhergestellt werden, um das Überleben von Tieren und auch Pflanzen zu ermöglichen. Bis 2027 müssen die Gewässer einen guten ökologischen Zustand erreichen.

Naturnetzwerk Oststeiermark

Der Startschuss für das Projekt Naturnetzwerk Oststeiermark der Regionalentwicklung Oststeiermark fiel im Jahr 2021. Ziel des Projekts ist es, eine breite Begeisterung in der Bevölkerung zu wecken und Flächen mit ökologischer Nutzung in das Netzwerk einzubringen. So sollen wertvolle Naturschutzflächen miteinander verbunden werden. Dazu stehen auch naturschutzfachliche Hilfe sowie Vorzeigebeispiele zur Verfügung.

Weiterführende Informationen unter https://oststeiermark.at

Lebensraumvernetzung Österreich

Im Jahr 2015 wurde das Projekt „Lebensraumvernetzung Österreich“ mit einer bundesweiten Datensammlung gestartet. Das Ziel bestand darin, Akteurinnen und Akteure auf dem Gebiet der Lebensraumvernetzung zusammenzuführen, um einen vernetzten Lebensraum gemeinsam zu sichern. Auf der Website lebensraumvernetzung.at finden sich Geodaten sowie Informationen zu bekannten Projekten im Bereich Lebensraumvernetzung. Zusätzlich gibt es eine 2022 entstandene Karte, die die wichtigsten Lebensraumkorridore in Österreich visualisiert.

Weiterführende Informationen unter https://lebensraumvernetzung.at/

Ökoflächen im Zuge von Flurbereinigungsverfahren

Die sogenannten Ökoflächen, die im Zuge von Flurbereinigungs- und Zusammenlegungsverfahren von landwirtschaftlichen Nutzflächen nach Vorgabe der Agrarbezirksbehörde speziell als Biotopverbund entwickelt und angelegt werden, haben sich zum Vorzeigeprojekt entwickelt. Ökoflächen sind teils rechtlich gesicherte, geschützte Landschaftsteile und können einen wesentlichen Beitrag in der Aufwertung der Kulturlandschaft leisten. Im Jahr 2003 wurde diese Praktik mit dem Umweltschutzpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet, insbesondere für die Schaffung eines Biotopverbundsystems in Pölten im Bezirk Südoststeiermark. Die Bestrebungen reichen aber viel weiter zurück. Seit 1985 werden Ökoflächen als ökologische Ausgleichsflächen in der Natur etabliert. Der Ökologe der Agrarbezirksbehörde, Mag. Helmut Ulf Jost, spielt bei diesen Bemühungen eine federführende Rolle.

Natura-2000-Gebiete

Mit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 hat sich Österreich dazu verpflichtet, sogenannte Natura-2000-Gebiete festzulegen. Dieses länderübergreifende Netzwerk an Schutzgebieten wurde ins Leben gerufen, um wildlebende heimische Pflanzen- und Tierarten sowie ihre natürlichen Lebensräume zu schützen. Die rechtlichen Grundlagen dazu sind in der Vogelschutzrichtlinie sowie der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verankert. In der Steiermark gibt es bisher 61 dieser Europaschutzgebiete, acht sind zuletzt im Jahr 2021 dazugekommen.

Erste Anläufe

Die Zerstörung natürlicher Lebensräume ist einer der Hauptgründe für den Rückgang der Artenvielfalt. Bestrebungen, diesen Verlust durch Vernetzung von Biotopen zu stoppen, gibt es in der Steiermark bereits seit den frühen 80er-Jahren durch Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp. Seither wurden viele Anläufe und Ideen des Naturschutzbund Steiermark verfolgt, um ein Biotopverbundsystem zu etablieren. So kauft der Naturschutzbund seit Jahrzehnten Trittsteinbiotope, um Flächen zu sichern und zu schützen.

Feierliche Unterzeichnung Bündnis Urkunde

Im feierlichen Rahmen wurde am 22. Jänner 2024 das Bündnis NaturVerbunden-Naturnetzwerk Steiermark unterzeichnet.

Die Bündnis Urkunde wurde unterzeichnet von Ursula Lackner (Umweltlandesrätin), Anton Lang (Landeshauptmann-Stellvertreter), Franz Mayr-Melnhof-Saurau (Landesjägermeister Steiermark), Franz Titschenbacher (Präsident Landwirtschaftskammer Steiermark), Bernd Osprian (Vorsitzender-Stellvertreter Städtebund Steiermark), Martin Ozimic (Geschäftsführer Gemeindebund Steiermark) und Christian Mairhuber (Landesnaturschutzbeauftragter).

„Wir bekennen uns dazu, künftig alles uns Mögliche daran zu setzen, Lebensräume so miteinander zu vernetzen, dass daraus ein landesweiter Biotopverbund entsteht, mit dem Ziel, unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten sowie die durch die Natur erbrachten wertvollen Ökosystemleistungen zu erhalten, durch aktives fachkundiges Management auf dem aktuellen Stand des Wissens zu fördern und damit unsere Lebensgrundlage und unser aller Wohlergehen zu sichern. Gemeinsam gehen wir den Weg in eine naturverbundene Zukunft!“